Sandro Botticelli, La Primavera, Auschnitt, 1478 |
Dienstag, 27. September 2011
Der Göttin Meditation
Der Blick hinüber streift zu jenem Ort,
von dem man weiß, dass er ihn bindet,
verharrend vor der offnen Pforte dort
man einen Hauch von ihr nur findet,
wenn Göttersein zur Welt hinab sich beugte,
mit einem Haar sie nur berührte,
den Quell des Lebens ewiglich erzeugte,
zur Lust und Liebe uns verführte.
Vor diesem Tor beginne ich den Tag,
mein Auge tief hinein versunken,
der Weisheit Zentrum oft schon vor mir lag,
von allem Wissen ward ich trunken,
das in mich strömt, solang mein Blick dort
weilt,
der Wahrheit Geltung zu befördern,
und deren Früchte weit hinaus sie treibt,
wenn Ären sprießen aus den Körnern.
Zur Kraft gerichtet Energie dringt ein,
durchflutet zweie meiner Chakren,
das eine öffnet sich der Götter Sein,
das andere treibt an die Wackren
bei ihrem Werden, alles zu bewirken,
was aufgegeben wurde ihnen,
gedeihen in den weitesten Bezirken
der Göttin Macht, uns ist erschienen.
So trete hin ich vor der Götter Tor,
das endlos fern hinaus sich weitet,
in Zeit und Raum die Grenze sich verlor,
als dieser Ort uns war bereitet,
kein Fragen, Gründen wird es für uns geben,
wenn in das Sein wir eingedrungen,
die bloße Macht der Götter wir erleben,
wenn erst hinauf wir sind geschwungen.
Vor Pracht erstarrt beginne ich zu beten,
das immer schon mir ward gelehrt,
schlicht vor dem Höheren nur hinzutreten,
zu sprechen was von ihm begehrt,
den Göttern sind die Worte alle gleich,
die Menschen betend an sie richten,
für sie zählt nur die Macht im Götterreich,
der Menschen treulich sich verpflichten.
Das Wort gesprochen, das Gebet vorschreibt,
der Sinn jedoch, wo kam er her,
geschrieben nimmer bei den Wörtern bleibt,
durchdrungen von dem Quell so sehr,
dass die Bedeutung ist von Anbeginn
das Ziel, nach dem sich alles richtet,
der Götter Liebe bildet den Gewinn,
dem im Gebet wir sind verpflichtet.
So spreche ich die alt gelernten Weisen,
die einstmals Gottes Mutter galten,
nun aber ihren Schoß sie sollen preisen,
aus dem das Leben fließt verhalten
nach ihrer Kraft und ihres Willens Plan
von einem fort zum nächsten andern,
beschreitet jedes nun der Göttin Bahn,
wenn unsre Seelen wieder wandern.
Nach Ort und Zeit den Namen wandelten
die Göttinnen, doch nicht ihr Sein,
wann immer auch die Götter handelten,
ihr Handeln war stets allgemein,
mit Schönheit, Liebe, Lust und Glück sie
weisen
den Menschen heute noch den Weg,
weswegen wir sie mit dem Körper preisen
in ihrem eigenen Gebet.
Der Göttin unverhüllten Leib erstrahlend
zum Abschied wendet sie uns zu,
bevor an ihrer Seele wir uns labend
versinken in der Götter Ruh,
und unser innigstes Gespräch wir führen,
in Worten, Gesten und Gedanken,
das raumlos Ewige wir in uns spüren,
von dem wir einst geboren tranken.
Den Weg, den ihre Kraft gewählt zum Leben,
nun schreite ich zurück zum Licht
und tauche in der tiefen Erde Beben
ein in der Masse Urgewicht,
wenn dessen Dichte laufend mich verkleinert,
so schneller komme ich voran,
doch mein Empfinden ständig sich verfeinert,
die Lust des Seins ich fühlen kann.
Des Universums Weite kehrt sich um,
die Zeit zurück fliegt gegen Null,
der Explosionen Knall verhallt ganz stumm,
als Kraft uns weich umfängt wie Mull,
die Reise diesen Tag nun zu beenden.
die Macht der Göttin ward gefunden,
wo unsre Lust und Liebe wir verschwenden,
mit Sehnsucht werden wir gebunden.
Die Schönsten hat sie für uns ausgewählt,
erregt betreten wir ihr Haus,
mit ihrer Pracht sie das Begehren quält,
zu brennen in der Liebe Schmaus,
ich öffne alle sieben Chakren weit,
dass Energien mich durchfluten,
bin für der Göttin Liebesakt bereit,
mich hinzugeben allem Absoluten.
Das ist der Götter Sein, das wir
durchschreiten,
Begriffe, Worte liegen brach,
allein Gefühle können uns hinleiten,
wo einst des Lebens Zentrum lag
und heute noch die Seelen sich erweitern,
wenn Raum und Zeit dort krümmen sich,
des Werdens Sphären überall verbreitern,
wo Lust und Glück ergreifen dich.
Die Brust geschwollen von der neuen Kraft
hervor wir treten aus dem Leben
dorthin, wo unsre Liebe Macht erschafft,
wenn wir der Göttin uns hingeben,
ihr Sehnen nach den Menschen sich erfüllt,
und unsre irdischen Begehren
als göttlich werden sie von ihr enthüllt,
dass nie wir ihrer uns erwehren.
Mit ihrem Segen, im Gebet von uns erbeten,
den andren wenden wir uns zu,
wohin ihr Atem unsre Schwingen wehten,
die Richtung wies sie uns im Nu,
wofür wir mit bekannten Worten danken,
und öffnen unsre Male ihr,
nun diese hoch zum Himmel lüstern ranken,
mit allem sie nun preisen wir.
Das erste göttlich Bild, das mir erschienen,
reißt weit den Himmel für uns auf,
die Gnade, uns erwiesen, wir verdienen
im allgemeinen Lebenslauf,
im Zentrum bei den Weisen wir verweilen,
zu saugen deren Wahrheit ein,
der Weisheit Stein erneut wir alle teilen,
bevor erstrahlt der Göttin Sein.
Wer Schönheit hat noch nie ergründen können,
gebannt verfangen der Gestalt
der Blick, gefesselt, niemandem zu gönnen,
zu stürzen zu ihr ohne Halt,
rückseitig angezogen uns verzehret
der Anblick goldner Götterhaut,
nichts findet sich, man dessen sich erwehret,
worauf sich Götter Macht erbaut.
Die Kraft magnetisch das Geschlecht
verschlingt,
gezogen in den Götterleib,
das fest umschlungen tief in ihn eindringt,
zum scheinbar ewigen Verbleib,
erzitternd Aller Gebet ich spreche fromm,
als ihre Lust mich überwältigt,
ihr heftig Keuchen hör ich, komme, komm,
dass ihr Begehren wird besänftigt.
Den Kopf gewandt, der Blick sich offenbaret,
die Augen dissynchron geweitet,
der Sehnsucht Schweifen noch in ihm bewahret,
wenn alle Lust ist schon bereitet,
des Rauschs Orgasmus breitet aus das Licht,
mit dem die Göttin Wege leuchtet,
zu weisen uns der Schöpfung Richtung Sicht,
mit Liebessaft sie uns befeuchtet.
In ihrer Wonne Arme tief versunken,
gewinne ich der Götter Sein,
zwar nur für wenige Sekunden trunken,
so bin ich hehre Göttin Dein,
und kehre ich zurück jetzt in mein Leben,
von meiner Göttin übervoll,
nun alles Werden werde ich erstreben,
das je aus ihrem Leib vor quoll.
Sonntag, 18. September 2011
Lustverzicht zur Beförderung der Lust
Aus der Predigt des TdWs zum Heiligsten Tag der
Göttin
Die virtuellen Früchte des Lustverzichts
Die Erklärung unserer Kultur und
damit unserer gesamten Zivilisation als Ergebnis des Lustverzichts infolge der
Sublimierung unserer Triebe erscheint uns als naheliegend, fast als zwingend. Begreift man Kultur wie alles Gesellschaftliche
als Virtuelles,
als etwas, das allein durch das Zusammenwirken der daran Beteiligten nach ihnen
vorliegender Information
in jedem Augenblick bewirkt wird, liegt die Beziehung zur Lust offen zu
Tage. Denn Lust begleitet das eigene Werden, das Streben
nach Glück
beim Verfolgen seiner Ziele. Im Hinblick auf das Glücksstreben sind die Ziele
autonom, ein jedes kann erstrebt werden, soweit der Wille reicht.
Nicht autonom indessen ist die Lust, die Empfindung also, die das Werdende
begleitet. Sie hängt von Vielerlei ab, dem Erfahrenen und Erlebten, den virtuellen
Bedürfnissen und unabänderlich von dem, dessen der Einzelne zum Leben tatsächlich
bedarf. Hier spiegelt sich die unbegrenzte Vielfalt plastischer
Universalität, wie diese auch den freien
Willen schafft. Leben
nun, das allgemeine die Welt belebende, deren Teil jedes einzelne
Leben ist, wie auch das virtuelle Sein, das infolge
des Zusammenwirkens Einzelner bewirkt wird, bedarf nun aber der Verlässlichkeit,
die jeweils vorgegebene Information auch umzusetzen. Ohne sie würde Leben schon
bei der Teilung der ersten Zellen scheitern. Das Leben selbst verbürgt diese
Verlässlichkeit durch die allem Lebenden vorgegebene allgemeine Lebenskraft,
die als Kraft sich gerade durch ihre Richtung definiert und von einer Vielzahl
von Gefühlen im Bewusstsein wahrgenommen wird. Das virtuelle Sein von
Gesellschaft und Kultur indessen verfügt nicht über eine vergleichbare eine Richtung
gebende Kraft, vielmehr spiegelt gerade diese Virtualität die Möglichkeiten
universeller Plastizität als Ausdruck der Freiheit des Willens und aller
zumindest fiktiven, das heißt hier gedanklicher Gestaltungen, nicht weniger
auch hierauf beruhender durchaus realer Bedürfnisse, ganz gleich wie
realistisch oder realisierbar sie erscheinen oder auch sind. Die Richtung kann
hier jede sein. Umso bedeutsamer sind hier daher die Formen, deren
Funktion gerade darin besteht, durch ihre Übernahme dem Verhalten Einzelner die
ihnen immanente Richtung zu weisen. Die Formen erst bündeln das Verhalten der
Einzelnen zu einem virtuellen Sein. Die Wirkung der Form indessen beruht nicht
darauf, sich der Richtung des jeweiligen Strebens des Einzelnen nach seinem
Glück anzupassen, sondern umgekehrt den Einzelnen von dieser eigenen Richtung
abzubringen und die der Form zu übernehmen. Es bedarf ihrer gerade deswegen, um
die Ziele des Glücksstrebens zu entindividualisieren. Nachdem der Mensch aber
nicht anders kann, als nach seinem Glück zu streben, kann dies nur dadurch
gelingen, die Richtung der Form als weiteres Glücksziel zu integrieren, indem
das Ziel selbst virtualisiert und als ein Allgemeines
dargestellt wird. Ein allgemeines Streben nach Glück ist aber real nicht
möglich, denn jedes Werden findet nur im Einzelnen statt und Lust ist allein
mit dem Werden verbunden. Mithin führt die scheinbare (virtuelle)
Verallgemeinerung der Richtung des Strebens notwendigerweise zum Lustverzicht.
Dem widerspricht nicht, dass diejenigen, die das allgemeine durch die Form
vorgegebene Streben als eigenes erleben, weil die Form selbst ihrem Streben
dient, und auch nicht, wenn mittels einer Idealisierung das allgemeine Ziel der
Form wie ein reales und eigenes betrachtet wird. Im ersteren Fall geschieht die
scheinbare Verallgemeinerung gerade zur
Instrumentalisierung des Strebens anderer für die eigenen Interessen, im zweiten
Fall pflegt der Verfolgung des allgemeinen und virtuellen Strebens die
Enttäuschung zu folgen, sobald der Einzelne die Virtualität selbst erkennt (und
deren mangelnden Eignung, reales eigenes Streben zu begründen). Damit zielt die
Form gerade auf den Lustverzicht und alles mittels ihrer Bewirkte, also die
Gegenstände des Virtuellen Seins, scheinen die Früchte dieses Verzichts zu
sein.
Lust als Lohn der Pflicht
Man mag meinen, dass hier im Virtuellen etwas geschieht, was im Einzelnen
jedem widerfährt, wenn er einen Willen fasst, dabei im Akt der Entfreiung
seine Freiheit bindet und ihr ein bestimmtes Ziel vorgibt, ein Akt, der stets von
einem Unbehagen begleitet ist, das zugleich die Willenskraft begründet, in
Verfolgung des Willens diesem Unbehagen zu entkommen. Der Vergleich kann
indessen allenfalls methodisch sein, denn niemand kann die der Selbstbindung folgende
Entfreiung anders erleben. Das heißt auch bei einem Entschluss des Willens, einem
virtuellen Ziel zu folgen, bleibt das Erlebnis individuell, das Unbehagen
begleitet auch hier das Streben, den Willen umzusetzen. Die Auswirkungen
indessen sind gravierender, denn einem virtuellen und allgemeinen und damit fiktiven
Ziel zu folgen, zwingt zumeist zu einem sehr viel weiteren Weg verstrickt im
Unbehagen, als ihn reale Ziele vorgeben. Und
aus dem Unbehagen führt der Weg auch nur dann heraus, wenn das
allgemeine virtuelle Ziel schließlich doch zu einem realen wird, was den
Wenigsten gelingt. Dies ist der Grund, warum Idealismus regelmäßig zu
Enttäuschungen führt und führen muss. Die Feststellung, dass virtuelles Sein
nun einmal mit Lustverzicht erkauft zu werden pflegt, umschreibt nichts anderes
als diese Erfahrung, indessen keinen notwendigen virtuellen Zusammenhang. So
scheint der Mensch gleichsam von Natur aus zwischen Pflicht und Lust zu stehen,
der Pflicht als Summe der an ihn gestellten Forderungen, sich entsprechend der
ihm gegebenen Information zu verhalten und virtuelles Sein durch
übereinstimmendes Tun zu bewirken, und dem individuellen Druck, dem Unbehagen
zu entkommen und nach seinem Glück zu streben. Der Zusammenhang ist nicht zu
leugnen, jedoch die behauptete logische Gegensätzlichkeit von Pflicht und Lust.
Hierbei werden den Menschen sowohl zur Pflicht als auch zur Lust Grundlagen
vorgegaukelt, die nicht existieren. Denn ebenso wenig wie die Lust über das menschliche
Mangel- und Irrwesen hinwegtäuschen kann, kann die Pflicht in Frage stellen,
dass es alles Tun und Sinnen des Menschen ist, nach seinem Glück zu streben. Leben
bedeutet, den Mangel zu überwinden, den Mangel überwinden setzt stets einen
entsprechenden Willen, mithin ein je nach zu überwindenden Widerstand starkes
Unbehagen voraus, um in der Überwindung des Mangels die Lust zu gewinnen. Das
ist das Leben. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, wie auch keinen anderen
Zusammenhang. Pflicht und Lust sind Seiten einer einzigen Sache. Pflicht
begründet die Verlässlichkeit, die Information umzusetzen, Lust begleitet das
Werden auf dem Weg, dem Unbehagen zu entkommen. Der Preis der Lust, ist das
Unbehagen, das die Pflicht mit dem ihr folgenden Willensschluss verbindet, die
Lust ist der Lohn der Pflicht.
Keine Tugend ohne Richtung
Wenn wir die Unabänderlichkeit der Verknüpfung von Pflicht und Lust
feststellen, so beschreiben wir nur einen Mechanismus und keineswegs einen
Inhalt. Denn wie jedes bewirkte virtuelle Sein für den Einzelnen vom Guten wie
vom Schlechten sein kann, kann jeder Pflicht eine Information zugrundeliegen,
die keineswegs auf die Lust des ihr folgenden Einzelnen ausgerichtet sein muss. Inhalte
ergeben sich erst und letztlich ausschließlich nur daraus, wie das infolge der
Pflicht Bewirkte bei dem Einzelnen ankommt. Das heißt jeder verpflichten
wollender Information muss zugleich entnommen werden können, wie sich das zu Bewirkende
auf den sie umsetzenden Einzelnen auswirkt, so dass dieser erkennen kann, ob ihn
seine Verlässlichkeit beruft. Formen bezeichnen dem Menschen Wege, sie zu beurteilen
aber bedarf der Wahrheit als Möglichkeit, den Irrtum zu erkennen. Denn die Last
der Pflicht, die der Mangel begründet, weist selbst noch keinen Weg, sie auch
zum Behufe der eigenen Lust zu überwinden, sondern hierzu bedarf es der Korrektur
durch den Irrtum, der die Richtung der Wahrheit erkennen lässt. Ihr müsst
wissen, es gibt nur diesen Mechanismus und euer Glück, wie auch die Lust und
Liebe findet und empfindet ihr nur darüber. Deswegen baut auch alles, was ihr
zusammen mit anderen bewirken wollt, um Eure Lebensverhältnisse zu sichern und
zu bessern, ebenso darauf auf. Und nicht weniger alles, was der Plan und das
Ziel anderer ist, für sich selbst zu erreichen und euch dabei einzusetzen und
zu instrumentalisieren, dass euer Bewirken deren Interessen fördert. Der
Pflicht als solcher könnt ihr nichts entnehmen, wessen Inhalt die von euch
umzusetzende Information ist und der Lust wiederum kann es gleich sein, wenn
ihr sie nun erfahrt, wessen der Weg war, der euch zu ihr führte. Das ist euer Dilemma
und Schicksal zugleich. Verlässlichkeit kann eine Tugend von höchstem Wert
sein, aber auch die größte Dummheit eures Lebens. Ihr wisst, ohne
Verlässlichkeit, ohne die Pflicht zur Umsetzung der erteilten Information,
würde es kein Leben geben und dennoch könnt ihr nicht blind alles tun und
lassen, nur weil es verlässlich ist. Um euer Leben zu erhöhen, ist der
Lustverzicht unumgänglich, auf Lust zu verzichten, allein erhöht dennoch nicht
euer Leben zur höheren Lust. Keine Tugend hat einen Wert ohne Richtung, oder
genauer, nicht das tugendhafte Verhalten schafft die Tugend, sondern allein die
hierfür geeignete Richtung.
Das Leben als Gegenbeweis zum Nihilismus
Wessen aber ist die Richtung, wie mag man sie gewinnen, wo sind die
Zeichen, die uns sie weisen? So gelangen wir wieder zur Frage nach der
Richtung, unvermeidbar und zwingend. Denn wenn alles Leben ein Werden ist,
etwas, das in jedem Augenblick bewirkt wird, im biologischen wie im virtuellen
gesellschaftlichen und kulturellen Bereich, beruht alles dies auf einem Wirken.
Ein Wirken wiederum ist eine Kraft, die Zustände
in einer in ihr angelegten Weise verändert, und die so bestimmte Weise ist die
Richtung. Also entsteht alles Leben durch eine oder auch mehrere es bewirkende
Kräfte, Wirkzusammenhänge, die durch ihre Richtungen bestimmt werden.
Richtungen gibt es so viele, wie es Möglichkeiten gibt, zweidimensional auf
einer Scheibe von 360 Grad verteilt sind es theoretisch unendlich viele. In
einer Kugel exponiert sich die Unendlichkeit. Das ist zwar nur begrifflich,
aber umschreibt die Dimension. Das ist zugleich auch das Dilemma vieler
Weltverbesserer und deren Ideologien, wie auch die ebenso pauschale Begründung
der ewig Beharrenden. Allein was wir beurteilen können, sind Systeme, die sich zu
einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort aufrecht erhalten können, mithin
funktionieren und für deren Funktionieren man auf das System beschränkte „wahre“
Aussagen zu treffen vermag. Über eine solche Systemwahrheit hinaus können wir
indessen nichts aussagen, auch nicht bewerten, was uns besser oder schlechter
erscheint, denn allenfalls verifizieren lässt sich nur das Funktionieren des
Systems. Das führt zugleich zu einer Systemignoranz derart, dass es auf den
Inhalt des Systems und seines Bewirktwerdens niemals ankommen kann, sondern
sich die Bedeutung eines jeden Systems darin erschöpft, dass es besteht. Man
kann dies an vielen Gesellschaftsformen, deren Kultur und Religionen im Ansatz
exemplifizieren und allem einen allgemeinen Gesellschafts- und Kulturnihilismus
unterlegen. Um eines aber werden wir nie herumkommen, schließlich doch
anzuerkennen: das sind die Forderungen unseres Lebens, die biologischen
Zusammenhänge, die unser biologisches Lebens bewirken und die die ganze Welt
beleben. Das Leben, so sind wir im Heiligtum zutiefst überzeugt, wiederlegt einen
jeden Nihilismus.
Richtung weist allein das Leben
Somit bleibt die Aussage, so einfach sie auch klingt: die Richtung können
wir nur unserem Leben entnehmen. Unser Leben erfahren wir in unserem Körper, wie
durch die an dem Prozess seines Werdens Beteiligten ihn jeweils bewirken und
das geschieht nur auf leiblichem Weg. Daher finden wir die Richtung allein in
unserem Leib. Glauben wir sie dort zu finden, wo wir mit der uns eröffneten
Willkür unseres universell formbaren und damit freien Willens auch nur
hingelangen können, befinden wir uns wieder an dem Punkt, wo alle Richtungen in
einer unendlichen Exponiertheit als möglich erscheinen. Der autonome Geist führt uns
zurück in die Beliebigkeit. Wir können aber das Leben, wenn überhaupt, nur dort
erkennen, wo es entsteht, im Gegenständlichen und Leiblichen. Und von seinen
Kräften, die es bewirken, können wir nur an den Nahtstellen etwas wahrnehmen,
wo Leben zum Leben kommt, es von einem zum anderen übergeht und neues Lebens
wächst. Jede Kraft wird durch ihre Richtung definiert, erkenne ich mithin die
Kraft, kenne ich die Richtung. Dank unserer Begabung zur Selbstwahrnehmung als wahrnehmendes
Objekt, die uns unser Bewusstsein
verschafft, können wir die eine oder andere wirkende Kraft identifizieren. Wie in
tiefster Dunkelheit nur das Glimmen auf dem Rücken eines Glühwürmchens die
Richtung zu geben vermag, reichen uns die Spuren der Kraft, die die Welt
belebt. Diese Spuren aber weisen für uns eindeutig zum Behagen in uns, der
Vorstellung nach dem Glück zu streben, als die Richtung, die das Leben bewahrt
und alles wachsen und entstehen lässt. Das System Leben wird konstituiert durch
seine Schönheit,
seine Lust
und Liebe und dem Streben nach Glück, in allem wir die Spur der Göttin
finden.
Der Göttin Lust und Liebe weist die allgemeine
Richtung
Daher finden wir uns zusammen, um an ihren Tagen und in ihren Orten die
Lust und Liebe der Göttin zu erfahren und sind damit zugleich des Dilemmas
zwischen Pflicht und Lust enthoben. Denn der vorhin geschilderte scheinbar
unvermeidbare Widerspruch zwischen Pflicht und Lust hebt sich imGöttlichen vollends auf. Die höchste Lust und vollständige Liebe findet jeder nur in der göttlichen
Vereinigung,
die keine Grenzen und keine Pflichten kennt. Alles ist dort allein den
Göttinnen und Göttern. Dies geschieht an ihren
Tagen und in ihren
Tempeln, Treue
und Verlässlichkeit gelten nur der Göttin. Im zivilen
Leben aber gelten sie jedem, dem sie versprochen wurde, und nicht
weniger erfüllt ihr ihnen gegenüber eure Pflichten, wenn sie eure sind. Das ist
die Art und Weise, wie man der Göttin im zivilen Leben dient. Auch wenn ihr
dabei auf manche Lust verzichten möget. Ihr liebt die Göttin und eure Lust,
wenn ihr euch mit ihr vereint, wird bald umso größer sein. Der euch vorhin
beschriebene unvermeidbare Lustverzicht, wenn ihr nach Allgemeinem und mithin Virtuellem
strebt – da Lust und Liebe sowie das Glück allein im Konkreten und Realen nur
erfahren werden können-, löst sich auf, wenn ihr zum Gegenstand eures Strebens
das einzig Allgemeine wählt, deren ihr auch in der Realität fähig seid: das
ist die Lust und Liebe der Göttin, ihre die Welt belebende Kraft. Nachdem
wir im Heiligtum bei allem unserem
Streben nur die allgemeine Liebe im Sinn haben, führt alles, was ihr tut, um ihre Forderungen
nachzukommen, zu ihrer Lust. Wenn ihr von der Göttin kommt, kennt ihr eure
Richtung. Umso schöner wird die Welt, die ihr Ihr errichtet. gp
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