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Jean-Léon Gérôme, Phryne vor dem Aeropag (1851) |
Welch Leibes Schönheit wurde
jemals übertroffen
von
Worten, Lehren und Gedanken nur,
welch
Sanftheit der Gestalten konnte je erhoffen,
ersetzt
zu werden durch des Geistes Spur,
die
Schönheit zu gestalten, liegt in unsren Händen,
sie
nachzubilden, schönen Schein zu küren,
sie
zu erleben doch, liegt nur noch in den Lenden,
mit
denen wir des Lebens Kraft erspüren,
es
ist der Leib, den hinzugeben wir versprechen,
um
uns mit allem, was uns schuf, zu einen,
und
mit des Werdens Kräften werden wir dann brechen,
wenn
vor des Himmels Schößen wir verweilen.
Die
Glieder bereiten, dich zu erwarten,
dort
hin zu begleiten, deiner zu schmachten,
wo
Götter gerufen, wiederzukehren,
als
Leben sie schufen, ihnen zu Ehren,
im
Sein zu versinken, wonnevoll gieren
mit
Lüsten, die winken, dich zu verzieren.
Die
Kraft, die Schönheit dich zu euch herbei lässt rufen,
sie
niemals gründet sich auf euren Geist,
der
Körper Wirken solch Begehren Kräfte schufen,
mit
dem die Göttin auf die Schöpfung weist,
als
mit dem Werden aller Welten sie verband
ihr
Sein und hingab Menschen ihre Seele,
in
dessen Leib Begierde Göttliches verschwand,
auf
dass er seine Herkunft nicht verhehle,
wenn
er fernab von allem Wägen, Denken, Gründen,
allein
der Schönheit Lüste sich hingibt
und
frei von aller Körper gierig Wollen Sünden
stolz
aus der Schöpfung vor den Schöpfer tritt.
Je
schöner das Fremde
und
je fremder das Schöne,
so
mehr und behände,
man
ans Glück sich gewöhne,
ob
Mann oder Weib,
wer
auch immer begehre,
des
anderen Leib
als
den eignen verehre.
Schon
in der Griechen Philosophen weiten Gärten
des
Geistes Lehren dort verblassten schier,
als
sie von Phrynes Götterleib die Hüllen zerrten,
dem
zuwandt' sich der Weisen Liebes Gier,
der
Knaben Körper lüstern reizend Prachtgestalt
entblößt
den Sinnen strahlend dargeboten,
sie
überwand der Weisheit Schlüsse mit Gewalt,
zu
lösen der Vernunft vergiftend Knoten,
die
Lust aus Lenden, Steiß und Herz geboren
bestimmte
stets den Weg des Glückes Strebens,
der
Ratschluss Klugheit, sie war immer schon verloren,
sich
wandte gegen Leiblichkeit des Lebens.
Nur
mit dem Leib
da
findet man die Wahrheit,
willens
ihr seid,
zu
folgen ihrer Klarheit,
Gemeinsamtkeit,
wie
Lust und Liebe weisen,
euch
dort vereint,
auf
wohl bekannten Gleisen,
seid
ihr nicht weit
entfernt
vom Glück, euch schufen
Götter,
bereit,
zu
ihnen euch zu rufen,
dem
Geist zuleid,
Maria
unsrer Göttin Ruh,
Hüterin
der Leiblichkeit,
des
Maien Königin bist du,
allen Werdens, uns
zur Freud.
© Karsten Cascais