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Auf der Grundlage von Gustave Coubert, L'Origin du monde, 1866 |
Kybele, komm,
geselle Dich zu mir,
begleite mich
auf meinen Wegen,
dass kein
Gestrüpp, Gebüsch, auch kein Getier,
mich hindert,
unter Deinem Segen
die Schönheiten
der Welt, die Du uns bietest,
hervorzukehren
überall,
und jeden, den
in Deiner Lust Du liebtest,
verzückst mit
Deines Glückes Schall.
Dein Leib
enthüllt vor meinen süchtgen Augen
des Liebreiz
heftigste Begier,
an deinem
weißen Busen will ich saugen,
mit meinen
Lippen nehmen mir,
inmitten deiner
breit umkränzten Brust
die schwellend
prallen Knospen kosen,
zu zehren
dürstend von der Götter Lust,
wenn tief der
Liebe Stürme tosen.
Wem von den
Menschen nutzt noch ihr Geschlecht,
wenn sie sich
nicht mit Dir vereinen,
zu fügen sich
in Deiner Liebe Recht,
in Fesseln nur
bei Dir zu weilen,
der Wollust
deines Leibes ganz erlegen,
in Deinem Sein
sich hinzugeben,
wenn nicht,
kann nur die Klinge Deines Degen'
entmannen uns,
mit Dir zu leben.
Du schützend
über uns die Hände hälst,
aus allen
Quellen quillt das Leben,
zur Treue Du
der Göttin Liebe stellst,
dass dem
Versprechen folgt das Geben,
ein Blühen,
Wachsen, Werden und Gedeihen
erfüllen unsre
Welt mit Pracht,
die wir Dir
Große Mutter allzeit weihen,
die uns das
Glück des Seins gebracht.
Dem eignen Sohn
Du öffnest Deinen Leib,
ihn selbst dort
wieder zu empfangen,
gebärst ihn als
Geliebten Dir als Weib,
zur höchsten
Lust ihr könnt gelangen,
die Liebe sich
nicht unterscheiden kann,
sei sie zur
Frucht, zum Leib gegeben,
wenn zieht sie
uns in deines Körpers Bann,
in ihm nach
Deinem Sein zu streben.
Den schwarzen
Stein hast Du zu uns gesandt,
dass er im
hellsten Glanze strahlet,
in aller Seelen Tiefe Dir verwandt,
auf unsren
Deinen Leib hinmalet,
wenn er
entblößt zu Deiner Lust sich bietet,
mit Gleichgesinnten sich zu paaren,
im Dunklen
Liebe endlos allzeit siedet,
mit Dir geeint
sie zu bewahren.
Nicht nur die
Mutter einst dem Menschen fehlte,
auch der
Geliebten es ihm mangelt,
weil Deine
Kraft zu lieben er verhehlte
nach Deinem
Glück er nicht verlanget,
in der
Bedrohung, Not erst hat gefunden,
was wirklich
ihm abhanden kam,
allein im
schönsten Leib er wird gesunden,
versunken in
der Göttin Scham.
Kybele,
Schönste aller Leiber Du,
vollkommen
schwingt sich Deine Form,
geboren aus dem
Sein der Götter Ruh,
erwacht dein Schein
zu aller Norm,
in dessen Licht
die Schönheit erst erglüht,
wenn es auf
alles Werden trifft,
aus dem die
Frucht der Liebe nur erblüht,
die Lust folgt deines
Leibes Schrift.
Kybele, Göttin,
Schönste aller Leiber Du,
beuge Dich hinab
zu mir,
dass meine Hand
ganz fest ergriffen wird von Dir,
ziehst mich hoch,
hinan zu kommen
zu Euren Höhen wieder,
die ich einstmals hat erklommen,
© Karsten Cascais
und so sei es
gesprochen.
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