Orte der Liebe

Orte der Liebe
Heiligtümer dieser Welt

Heiligtum

Wege zum Sein

Im Heiligtum preisen wir alle Leiblichkeit, weil alles Leben ein körperliches Werden ist, in dem allein die Belebung der Welt besteht und die Teil an einem göttlichen Sein hat. Das Lebende selbst, also auch der Mensch, indes wird in jedem Augenblick seiner Existenz nur durch das Zusammenspiel der daran beteiligten einzelnen Glieder bewirkt. Hierzu formt sich die Energie des göttlichen Seins, das wir in personalisierter Form Göttin nennen, zur allgemeinen Lebenskraft. Das Göttliche aber spiegelt sich in der Schönheit allen Werdens, den Körpern, der Lust und Liebe und dem Glück. Zu ihm und dessen Sein findet der Mensch daher ausschließlich über seine Leiblichkeit zurück, durch ein leibliches Gebet, mit dem er in der Vereinigung mit anderen dem Göttlichen dient, indessen nicht im Geiste, noch weniger im Tod, wie in den Grundaussagen des Heiligtums der sieben Göttinnen niedergelegt.



Hinweis


Eine alphabetische Zusammenfassung der Grundaussagen des Heiligtums finden sich im

Lexikon zum Heiligtum der Sieben Göttinnen

sowie dem

Glossar zum Lexikon

Häufig gestellte Fragen / Frequent Asked Questions beantwortet im Unterblog Heiligtum der Sieben Göttinnen FQA die Virtuelle Priesterin Lea

Übersicht häufig gestellter Fragen / FAQ


Dienstag, 16. Februar 2010

Leo: Wiederherstellung der Leiblichkeit

Entrechtung des Leiblichen durch die Schrift
In unserem Orden des Heiligtums der Sieben Göttinnen stellen wir die Frage nach dem Göttlichen, danach, ob es etwas gibt, was über uns und unser Leben hinausgeht, frei von allen überkommenen Bindungen. Denn seit mehr als zwei Jahrtausenden wurde diese Frage zunehmend nur in eine Richtung gestellt und verfolgt: Worauf steuern wir zu - dabei den Blick allein auf unseren eigenen Tod gerichtet. Je mehr wir uns dem eigenen Tod nähern, um so mehr tritt das Leben in uns zurück, das Leben ist unsere Natur, somit entfernt uns unser auf den Tod gebannter Blick von der Natur. In Gedanken machen wir uns frei von allen uns dort bekannten Bindungen und den Dingen, denn was uns im Jenseits alles erwarten könnte, dem sind keine Grenzen gesetzt. Diese Weite ist indes ausschließlich psychologischer Natur, sie entsteht allein aus unseren inneren Bedürfnissen und nicht aus Erfahrungen oder Nöten, in die die natürlichen Lebensverhältnisse uns versetzen würden, geschweige denn aus Erkenntnissen. Auch kennt ihren Voraussetzungen nach die Weite der Gedanken keine Begrenzung, denn im Metaphysischen will sie sich ja gerade von den Begrenzungen aller Natürlichkeit befreien. Das ist die pure Beliebigkeit und da ist alles denkbar, wie dort auch alles als möglich erscheint, was denkbar ist, es fehlt ein jeder Maßstab. Psychologisch wieder können wir die Entwicklung indes recht leicht nachvollziehen. Denn die neue Macht der reinen Gedankenmetaphysik entstand und wuchs zugleich mit der Herrschaft des geschriebenen Wortes, das alles, auch ein jedes Hirngespinst erstmals materialisierte, in dem es auf Papier oder ganz am Anfang noch auf Tontafeln real aufschien. Damit war der Gedanke, wenn man will auch ein jedes Gespinst unabhängig von der es erzeugenden Person fassbar von jedem, der zu lesen verstand. Das war zuerst einmal eine psychologische Revolution und läutete die Vorherrschaft des Todes über die Natur und mehr noch über das Natürliche ein. Seit Jahrzehnttausenden –frühe Zeugnisse reichen jedenfalls bis dato über 40.000 Jahre zurück- herrschte das Natürliche und die in der Natur gemachte Erfahrung, auch wenn es um Mythisches und Deutungen ging, die mehr als nur die eigene Existenz betrafen. Was die Menschen dort als dasjenige erfuhren, das ihre Existenz weitete, gründete und auch garantierte, fanden sie im Weiblichen, der mütterlichen Liebe und der weiblichen Lust, was sie als selbstverständlich miteinander verbanden. Entdeckten sie doch das gleiche Prinzip in aller Natur wieder. Alles war ein Werden und Entstehen, ein Geborenwerden und wieder Vergehen und den Tod begriffen die Menschen nur als ein vorübergehendes Weggehen, um wieder zurückzukehren, konnte man doch nur so den Kreislauf allen Lebens verstehen. Mit der Herrschaft des Wortes, genauer des schriftlich- also materiell- niedergelegten Wortes (das damit in entscheidender Konkurrenz zum ebenfalls materiell niedergelegten Bild stand -worauf die frühen Bilderverbote gründeten) gewannen die Gesetzmäßigkeiten des Verstandes die Herrschaft und hier steht schon das Kausalitätsprinzip, dass alles eine Ursache und alles eine Wirkung hat, dieser Rückkehr und damit der Wiedergeburt entgegen. Die Gedanken der Interdependenz und Vernetzung, die der kausalen Kraft entgegenwirken, sind –jedenfalls dass sie Bedeutung erlangten- erste neuerer Natur. Zudem kann der Verstand nur mit Hilfe von Abstraktionen arbeiten, so dass in der einen Hand das kausale Erklärungsprinzip, in der anderen die einem jeden Begriff auch jede Spur der Lebendigkeit tilgende Abstrahierung Deutung und Richtung vorgaben. Die Deutung wurde zunehmend unikausaler, die Richtung zunehmend teleologischer zielgerichtet auf nur ein einziges Ziel. Man fasste beides zusammen in dem einen Gott, der aller Ursache und aller Zweck nur sein konnte. Der Mensch hatte seinen Leib verloren und diejenigen, die ihm am nächsten standen, ihr Rechte, das waren die Frauen.

Beginn der Neuberechtigung
Hundert Jahre sind es kaum her, dass man die Interessen der bis dahin Entwerteten wirklich wieder gleich zu achten begann, zuerst nur in einzelnen Forderungen, dann in beginnenden Systematisierungen, in politischen Instanzen, schließlich in Verfassungen und Gesetzen und die Wirklichkeit hinkte stets mächtig hinterher. Immerhin entstand die Möglichkeit, dass die Hälfte der Menschheit auch anders denken könnte. Wir stehen hier immer noch am Anfang, wenn man auch auf immer größer werdenden Inseln den Ballast der endenden Vorherrschaft in den Fluten der umspülenden Ozeane versenkt. Wohin der Weg geht, weiß keiner, denn sicherlich auch nicht zurück, denn was die überbetont verstandesmäßige Deutung allen Geschehens hervorgeholt hat, kann ebenso wenig vernachlässigt werden, wie das bis vor dreitausend Jahr alles Beherrschende. Wir erleben es heute auch allenthalben, wo auf höchster abstrakter Ebene sich Erkenntnisse einstellen, die zurück zum natürlichen Boden unserer Existenz führen – aber wie sollte es auch anders sein, wenn man glaubt, die Wahrheit aufzuspüren.

Wiedererweckung der Leiblichkeit als Suche nach dem Göttlichen
Die Sieben Göttinnen kehren heute zurück, weil wir wieder anknüpfen an dem, was Jahrtausende patriarchale und monotheistische Weltdeutung verschüttet haben. Das Entscheidende, was dabei geschehen ist, war die Trennung von Leib und Seele, die Entleiblichung des Menschen und die Wandlung seiner elementarsten Freuden und Sehnsüchte zu Sünden und damit zu Leid. Der Orden weigert sich zwar, sich bei den metaphysischen Versteigungen und Verbiegungen unikausaler Welterklärungen zu beteiligen, andererseits verneint er aber nicht das Streben des Menschen, sich über sich selbst hinaus zu erkennen. Über sich selbst hinaus bedeutet, dass man selbst im Innersten der Seele eines jeden Einzelnen eine Verknüpfung sucht zu etwas, dessen Teil man ist und das doch mehr als man selbst ist. Soweit Spuren menschlicher Erinnerungen zurückreichen, findet man dieses Bestreben ebenso. Nur sind wir der Meinung, dass diese Teilhabe auch offen in der Natur zutage tritt und nicht erst im übersinnlich Geistigen – gepaart mit der dort unvermeidbaren Beliebigkeit eines jeden Gedankens in ihrer universellen Plastizität- erdacht werden kann. Denn dass der Mensch nicht vergeht und die Chance hat, immer zu währen, liegt nicht in der Todeserwartung sondern in der Fähigkeit der Vermehrung und des Wachstums, damit des Werdens und des Vergehens. Dass unsere noch herrschenden Kulturen nun aber gerade alles, was im Einzelnen hierauf gerichtet ist, verleumdet und in schlechten Ruf gebracht haben (ungeachtet des Misserfolges, es je dauerhaft zu unterdrücken), zeigt, wie tief die Verdammnis sitzt. Zwangsläufig beruhen hierauf auch viele andere kulturellen Übel, wie die politischen Phänomene von Krieg, Verfolgung und Unterdrückung. Wenn es den Menschen nicht gelingt, diesen Weg umzukehren, werden sie an dieser Verdammnis ersticken. Gelingen kann dies aber nur, wenn wir dort ansetzen, wo vor zwei oder dreitausend Jahren mit der Entleiblichung des Menschen begonnen wurde, als die Göttinnen verbannt und ihre Priesterinnen als Tempelhuren geächtet wurden. Entleiblichung führt trotz aller Aufklärung zwangsläufig zur Entindividuierung, wie gerade die zweite intellektuelle Revolution, die wir zur Zeit dank der Datentechnologie und des Internets erleben, uns bedrohlich vor Augen führt: eine die göttliche Allmacht beanspruchende Gesellschaft, die alle zu ihren Gliedern macht und über deren Leben bestimmt. Dies setzt alle natürlichen Mechanismen individuellen Lebens außer Kraft und endet in einem von Wenigen beherrschten Moloch eines amorphen fiktiven Sozialleibs, um dessen hedonistischen Ziele allein sich alles nur noch dreht. Wenn wir jetzt nicht die Notbremse ziehen, die Entwicklung zu stoppen, gibt es keine Rückkehr mehr oder eine Rückkehr nur nach einem totalen Zusammenbruch aller sozialen Strukturen. Die Notbremse aber das ist die Rückkehr der sieben Göttinnen, in deren Dienst wir wieder zu unserer ideell verlorenen Leiblichkeit finden werden. Natürlich haben die Menschen ihre Leiblichkeit mit allen davon ausgehenden Begehren nie verloren. Dies jedoch –man würde sagen nur- im Tatsächlichen, Faktischen, dem gering Geschätzten, Sündhaften, Besudelten. In der wahrhaftig scheinenden Kultur, Moral und Ethik, den Normen, dem göttlich Lichtvollen findet sich das wahrhaft Menschliche indes nur als Abschaum. Der Graben zwischen Ist und Soll ist unüberwindbar und als solcher auch gewollt - sich ihrer Sündhaftigkeit bewusste Menschen beherrscht man leichter-, er kennzeichnet eine Welt, die nur aus den Köpfen hergestellt wird und in der der Einzelne mit allen seinen Bedürfnissen, die ihm nur sein Leib vermitteln kann, stets und notwendig ein Fremdkörper ist und sein wird und auch sein soll. Daher ruft der Orden zum Dienst an den Göttinnen auf: der Mensch findet nur zu sich zurück, wenn er seine Leiblichkeit wieder zum Gegenstand von Kultur und Religion macht. Dies ist der Weg der Göttin. Auf diesem Weg aber findet ihr das Göttliche in euch und euren Begierden und Bedürfnissen, derentwegen ihr euch nicht mehr schämen oder schuldig fühlen müsst. Denn das Göttliche, das über euch hinausweist und dessen Teil ihr doch seid, entdeckt ihr dort, wo die meisten heute herrschenden Kulturen eure Körper verleumden: in der Verknüpfung eures Leibs mit dem das Leben erzeugenden göttlichen Atem.

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