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Gustav Klimt, Goldfische (1909/1902) |
Die Götter sind ein Sein und Leben,
sie sind, nach nichts sie müssen streben,
nicht werden sie das, was sie sind,
kein Faden, den das Leben spinnt,
das wir uns können denken,
ein jedes sie uns schenken,
was immer auch wir sollten werden
und alles findet sich auf Erden,
im Götter Sein ist's längst vorhanden
und nichts kam ihnen je abhanden.
Auch sind sie nicht, wie wir es kennen,
nach Zahl, Gestalt, Geschlecht zu nennen,
nach Grund und Zweck nicht zu erklären,
nicht nach Vernunft sie sich bewähren,
nach Zeit nicht zu erkunden,
ein Anfang nicht, kein Ende,
kein Ort, der je gefunden,
Begriffe können sie nicht fassen,
Ideen Göttliches entlassen,
des Truges selbstgemachte Bilder
zur Täuschung aufgestellte Schilder.
Was Götter denken, ist erschaffen,
kein Irrtum und kein Mangel klaffen,
nach ihrer Weisung richten sich
die Universen willentlich
die Masse ward verliehen,
von Körpern sie nun handelt,
die stattet aus der Götter Willen
mit all des Lebens Kenntnis Hüllen,
die sich des starren Stoffs bemächtigen,
zum künftig Werden sie berechtigen.
So hob die Göttin aus der Taufe
ein Leben, das die Welt durchlaufe,
damit ein jeder werden kann,
als Einzelner die Kraft gewann,
doch langte ihr das nicht,
sie wollte mehr vom Menschen,
herbei die Götter wünschen,
und sie berührte mit der Scham
der Erde Boden, auf er nahm,
was Götter streng geheim nur flüstern,
dass sie begehren Menschen lüstern.
Was Gottes ist, das ist vollkommen,
allein was selbst er sich genommen
und weiter hat dem Mensch gegeben,
um ihn zur Göttin anzuheben,
die Götter nun vermissen,
dem Mensch der Freiheit Wissen,
des Menschen Willen, zu begehren
und seine Götter zu verehren,
die Lust er ihnen hat entwunden,
bevor mit ihr er ist entschwunden.
Des Menschen Freiheit göttergleich
belebt der Götter Erdenreich,
in ihr da wirkt der Göttin Beben,
dass Liebe ihr zurück gegeben,
es zittert ihr die Brust,
erwartungsvoll sich hebt,
geöffnet hat sie ihr Begehren,
davor sie nicht mehr kann sich wehren,
dass Menschen liebend in sie dringen,
mit ihr den Gipfel zu erklimmen.
Des Lebens Zweck die Liebe ist,
das Werden mit der Lust sich misst,
das Glück es treibt den Willen an,
stellt alles unter ihren Bann,
den sie auf uns erstreckt,
und sie ist nicht allein,
zum Spiel sie hat den Mensch erfunden,
auf ihre Art an sich gebunden,
geöffnet hat sie ihm die Tür,
zu leben nach der Göttin Kür.
© Karsten Cascais
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