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Dante Gabriel Rossetti, Astarte Syriaca (1877) |
Ich bin eure Göttin hier,
nicht das Wort und nicht der Sinn,
ich bin eures Lebens Gier,
weder Gutes noch das Schöne,
auch nicht Wahres und Gerechtes,
schlagen meiner Seele Töne
unsres göttlichen Geschlechtes,
das durchwallet heißen Blutes
eure Seelen, Herzen gleich,
treibt euch alle höchsten Mutes
in der Götter Glückes Reich,
lodern höher vor Begehren,
als von Menschen je erdacht,
keiner wird sich je erwehren
meiner Liebe, erst erwacht.
Wo mein Fuß berührt die Erde,
meine Scham des Lebens Gang,
quirlig alles Werden werde,
sich zu einen euer Drang,
meines Planes Weg beschreiten,
jeder zu dem andren kommt,
um gemeinsam zu geleiten,
das was meinem Willen frommt,
fügen was gehört zusammen,
streben auf des Glückes Pfad,
Zeichen, die von mir nur stammen,
Richtung weisen, die ich gab,
jeder zeige das Verlangte,
so dass Neues wachsen kann,
meine Kraft einst hin sich wandte,
Meine Macht die Kraft des Lebens
schuf den Weg, euch zu vereinen,
niemand füge sich vergebens,
Lust und Liebe euch erscheinen,
schmieden, was getrennt gewesen,
hitzig fest zu einem Teil,
dass gelingen neue Wesen,
preisen aller Götter Heil,
denn mit ihm allein die Kraft,
Trennendes zu überwinden,
breitet aus der Göttin Saft,
zur Verlässlichkeit zu binden,
Menschen sie einander öffnen,
dass vereint an einem Ort
Seelen aufeinander treffen.
Schauet tief in meine Seele,
Wonne, Lust, ich jedem gebe,
der für mich ist jetzt bereit,
was dort brodelt, keucht und schäumet
eure Leiber hoch aufbäumet,
wenn ihr seid vereint bei mir,
was ihr seht, das ist das Leben,
das ich brachte in die Welt,
jetzt zurück ihr müsst es geben,
wie es unserer Lust gefällt,
denn euch schufen zum Vergnügen
Götter sich des Hehren bar,
aller Menschen Schicksal war.
Keinen Sinn ihr werdet finden,
keines Wortes Gegenstand,
kein Konstrukt Ideen winden,
das sich nicht mit mir verband,
und geboren aus dem Feuer,
das in meiner Seele brennt,
berstend jegliches Gemäuer,
das nicht mein Begehren kennt,
nur wer achtet meine Liebe,
meine Lust zu meinem Glück,
meines Seines Zweck beschriebe
als sein eigenes Geschick,
findet auch des Lebens Grund
stets bei allem, was er tut,
nur wer schließt mit mir den Bund,
bändigt meiner Hitze Glut.
Seht euch offnen Auges um,
blicket in die Welt hinein,
aller Weisheit Deutung stumm
jeder will beim Schönen sein,
das ich in die Seelen setzte
als mein gültig Erbvermächtnis,
an ihm jedes Streben wetzte
meine Schärfe im Gedächtnis,
alles was ich mit mir führe,
Seele, Leib und an Gestalt,
einem jeden Grund gebühre,
vor dem macht das Denken halt,
wenn es nach Erklärung sucht,
dass ein Sein das Werden trägt,
wenn nicht ich, bist du verflucht,
Leeres nur dein Schicksal wägt.
Freude, Wonne, Wohlbehagen,
Dinge, die herbei du sehnst,
sie allein dir werden sagen,
wo du deines Weges gehst,
Freundschaft, Lust und Liebe gar
sind des Glückes Streben Ziel,
denn mit ihnen wird dir wahr,
eins zu sein mit deiner Seele,
von des Feuers Kraft verzehrt,
nichts von mir den Menschen fehle,
keine Leidenschaft verwehrt,
prall das Leben quillt hervor,
wo die Hitze euch versengt,
wenn Ich öffne unser Tor,
alle Formen sind gesprengt.
© Karsten Cascais
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