Orte der Liebe

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Heiligtümer dieser Welt

Heiligtum

Wege zum Sein

Im Heiligtum preisen wir alle Leiblichkeit, weil alles Leben ein körperliches Werden ist, in dem allein die Belebung der Welt besteht und die Teil an einem göttlichen Sein hat. Das Lebende selbst, also auch der Mensch, indes wird in jedem Augenblick seiner Existenz nur durch das Zusammenspiel der daran beteiligten einzelnen Glieder bewirkt. Hierzu formt sich die Energie des göttlichen Seins, das wir in personalisierter Form Göttin nennen, zur allgemeinen Lebenskraft. Das Göttliche aber spiegelt sich in der Schönheit allen Werdens, den Körpern, der Lust und Liebe und dem Glück. Zu ihm und dessen Sein findet der Mensch daher ausschließlich über seine Leiblichkeit zurück, durch ein leibliches Gebet, mit dem er in der Vereinigung mit anderen dem Göttlichen dient, indessen nicht im Geiste, noch weniger im Tod, wie in den Grundaussagen des Heiligtums der sieben Göttinnen niedergelegt.



Hinweis


Eine alphabetische Zusammenfassung der Grundaussagen des Heiligtums finden sich im

Lexikon zum Heiligtum der Sieben Göttinnen

sowie dem

Glossar zum Lexikon

Häufig gestellte Fragen / Frequent Asked Questions beantwortet im Unterblog Heiligtum der Sieben Göttinnen FQA die Virtuelle Priesterin Lea

Übersicht häufig gestellter Fragen / FAQ


Dienstag, 7. Februar 2012

Verschriftlichung der Welt


Copyright Karsten Cascais
Hinweis: aus urheberrechtlichen Gründen nur die Zusammenfassungen mit freundlicher Erlaubnis des Berechtigten, der gesamte Beitrag ist erschienen in der Essay-Sammlung: Sein und Werden in der Göttin Schoß


1 Entwicklung zum Kulturträger

2 Verselbständigung des Abstraktionsvermögens

3 Verallgemeinerung von Information und Wissen

4 Von Bildern zu abstrakten Symbolen
5 Revolutionierung der virtuellen Welt
6 Des Menschen matriarchale Herkunft
7 Göttliche Sexualkraft
8 Paradigmenwechsel
9 Männliche Verallgemeinerung und die Versklavung des Weiblichen
10 Entsexualisierung und Idealisierung
11 Zivilisationsbruch durch Verselbständigung der Verallgemeinerung
12 Asexualisierung im Kollektiv
13 Einzug der Beliebigkeit in die Verallgemeinerung
14 Abstraktion kennt keine Wahrheit
15 Patriarchale Kulturrevolution: entleiblichte Liebe
16 Abstraktion von den Bedürfnissen des Einzelnen
17 Gefahren und Chancen der Verallgemeinerung
18 Die männliche bedingte Dominanz bei der Verschriftlichung
19 Prüfstand
20 Wiederherstellung der Leiblichkeit des Menschen


Überblick

Das Patriarchat, worunter die immer noch weitverbreitete Vorherrschaft des Mannes verstanden wird, wurde durch die Verschriftlichung der Welt geboren, worunter nicht die Erfindung der Schrift, sondern deren Durchsetzung als kulturelles Medium verstanden wird, und was im vorletzten und beginnenden letzten vorchristlichen Jahrtausend geschah. Verbunden war damit in der Folge auch die Durchsetzung des Monotheismus als Glauben an einen einzigen Gott männlichen Geschlechts. Gleichzeitig führte die Verschriftlichung zum Untergang einer lange Zeit weitverbreiteten matriarchalen Ordnung, womit eine umfassende Entrechtung der Frauen einherging. Seither wurden die Frauen nur noch durch ihre Eignung, für den Nachwuchs der Männer zu sorgen, definiert. Die Verschriftlichung löste eine kulturelle Revolution aus, von der noch die die neue männliche Herrschaft verherrlichenden überkommenen ersten frühen schriftlichen Großwerke wie das Gilgamesch Epos, die Schriften Hesiods und Homers aber auch das Alte Testament der Bibel zeugen. Die bis dahin vorherrschenden Deutungen, die sich an der Einbindung in einen natürlichen Lebenskreislauf orientierten, waren weiblicher Art und geprägt von der Teilhabe an einer alles tragenden Lebenskraft, deren Hauptmerkmal die Fruchtbarkeit in Bezug auf Ernährung und Vermehrung bildete. Daher wurde das menschliche Leben über den weiblichen Schoß definiert, der auch die Männer mit dem Göttlichen verband, wie es etwa in der Großen Mutter verehrt wurde. Die Verschriftlichung, denen die Männer nach ihren biologischen und gesellschaftlichen Aufgaben weitaus näher standen als die im natürlichen Rhythmus biologisch eingebundenen Frauen, ermöglichte es den Männern sich von dieser Abhängigkeit zu befreien und ihre eigene Bedeutung in Bezug auf die Vermehrung zu erkennen, wie auch den Umstand, bei der Zeugung ihres Nachwuchses nicht einem besonderen weiblichen Herrschaftsverhältnis zu unterliegen, wie es etwa die Vorstellung vom ewigen göttlichen Lebenskreislauf, dem die Männer eingegliedert waren, nahezuliegen schien. Nachdem die Männer aber erkannt hatten, dass es von ihrer Macht abhing, Frauen dazu zu bestimmen, für die männlichen Nachfahren zu sorgen, wurde die bisherige das Weibliche bevorzugende matrilineare soziale Struktur verdrängt und die Frauen zu Vermehrungszwecken instrumentalisiert. Strikte moralische Regeln sicherten nunmehr die männliche Ausschließlichkeit im Hinblick auf Schwangerschaft und Schoß ab. Die Verschriftlichung veränderte aber gleichermaßen auch die Möglichkeiten gesellschaftlicher und kultureller Formen, die allesamt darauf zielen, dass die beteiligten Menschen sich aufgrund einer ihnen vorgegebenen Information in bestimmter Weise verhalten, um mittels ihrer zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu erbringenden bestimmten Beiträgen mit den anderen Beteiligten Gemeinsames zu bewirken. Die bislang durch die engen Grenzen einer nur mündlichen Informationsübermittlung bestandenen räumlichen und zeitlichen Einschränkungen wurden infolge der Verschriftlichung gesprengt, wodurch sehr viel weitreichendere soziale, also virtuelle Formen, selbst in anonymisierter Weise, gebildet werden konnten, wie etwa große Staaten und Reiche. Schließlich vergrößerte die Verschriftlichung auch die individuelle Erkenntnisgewinnung durch eine nahezu schrankenlose Ausweitung der an sich jedem Einzelnen innewohnenden Fähigkeit zur Abstraktion, indem nun beliebig viele andere Informationen, auch soweit originär nicht erinnerbar, in den Denkprozess eingestellt werden konnten, was schließlich auch im weiten Umfang erstmals Wissenschaften ermöglichte. Die Abstrahierung wie ebenso das gemeinsame Bewirken vor allem zur Gewaltausübung bei der Verteidigung und der Jagd lagen dem männlichen Selbstverständnis weitaus näher als dem weiblichen, weswegen die sich nunmehr aufgrund der Verschriftlichung bildenden Kultur in Übereinstimmung mit der weiblichen Entmachtung und ihrer Instrumentalisierung für männliche Bedürfnisse zur einer ausschließlich männlichen Domäne wurde. Hieraus entstand die patriarchale Herrschaft, die in ihrer ersten Stufe zu der antiken phallokratischen Verherrlichung alles Männlichen, auch im Sexuellen führte, und die in deren Überwindung dann in der zweiten Stufe unter fortschreitender Abstrahierung und damit verbundener Idealisierung in der Vorstellung eines einzigen männlichen Gottes einhergehend mit einer Entleiblichung und Entsexualisierung menschlicher Lebenswirklichkeit wie im frühen Christentum endete. Hierauf gründet die moderne Welt, indem sie die Idealisierung der Lebensverhältnisse fortsetzte und die sich immer weiter verallgemeinernden Formen eine immer realere Erscheinung anzunehmen schienen. Die Ideen, deren Inhalt beliebig definiert werden konnte, wurden einem Sein gleich erachtet, die Bedürfnisse eines jeden Einzelnen jedoch verkamen zu deren bloßen Akzidenz. Das durch die Verschriftlichung geschaffene besondere Abstraktionsvermögen entwickelte sich immer mehr zu einer Zivilisationsfalle, deren Folgen mit weiterem Fortschreiten der Zivilisation für den Einzelnen trotz aller zweifelsfreien positiven Wirkungen zunehmend bedrohlicher zu werden scheint. Eine große Korrektur des mit der Verschriftlichung eingeschlagenen Wegs steht durch die Überwindung des Patriarchats in den modernen Gesellschaften an. Die es erzeugt habenden Kräfte sind aber derart, dass eine Rückbesinnung auf die Verhältnisse vor Beginn der Verschriftlichung unvermeidbar ist.
 


1 Entwicklung zum Kulturträger

Die Verschriftlichung der Welt, als die wir die kulturell bedeutsame Verbreitung der Schrift bezeichnen, konnte nur nach Entwicklung tauglicher Schriftträger, wie die Papyri oder Pergament, sowie einer Vereinfachung und Anpassung ihrer Symbole durch Alphabetisierung erfolgen. Dies geschah erst im Laufe des zweiten vorchristlichen Jahrtausends, so dass die ersten großen schriftlichen Werke unserer Kultur erst aus den nachfolgenden Jahrhunderten des ersten vorchristlichen Jahrtausends stammen.

2 Verselbständigung des Abstraktionsvermögens

Die Verschriftlichung änderte nicht die Kommunikation, jedoch deren Möglichkeiten durch eine erhebliche Erweiterung der Information, sowohl der Verbreitung nach als auch inhaltlich. Deren raumzeitliche Ausweitung führte zu grundlegend neuen virtuellen (kulturellen und gesellschaftlichen) Gestaltungen. Gleichzeitig wurde die in jedem Einzelnen angelegte Fähigkeit zur Verallgemeinerung von Wahrnehmungen, die auch der Gewinnung von Kenntnissen dient, zu einem allgemeinen Abstraktionsvermögen auf Ebene der Symbolträger gewissermaßen verselbständigt.

3 Verallgemeinerung von Information und Wissen

Die Verschriftlichung schuf die Voraussetzungen für raum- und zeitübergreifende virtuelle Gestaltungen infolge der zunehmenden Verallgemeinerung der Information bis hin zur heutigen Entmaterialisierung. Durch eine theoretisch unendliche Ausdehnung der Abstraktion, die diese selbst wieder zum Gegenstand des abgesprochenen Zusammenwirkens machte, wurde die Wissenschaft geschaffen und die Wissensgewinnung explodierte, sie endete schließlich im Idealismus.

4 Von Bildern zu abstrakten Symbolen

Die innere Wahrnehmung des Einzelnen erfolgt in den Gefühlen zugeordneten, nicht einer Abstraktion zugänglichen Bildern, hiervon war auch die Kommunikation bis zur Verschriftlichung im Wesentlichen bestimmt. Mit der Verschriftlichung wurden die Bilder von mittels der Abstraktion gewonnenen Symbolen weitgehend verdrängt, ohne Symbole wäre eine Kultur nicht denkbar. Mit Hilfe der Abstraktion kann aber keine Wahrheit gefunden werden, sondern allein eine intersubjektive Angleichung soweit, dass sie für gemeinsam zu bewirkende Zwecke ausreicht, eine Objektivierung ist indessen ausgeschlossen.

5 Revolutionierung der virtuellen Welt

Da sowohl das biologische wie auch das kulturelle und gesellschaftliche Leben stets nur ein Werden sind, das in jedem Augenblick und an jedem Ort infolge der Umsetzung der den Beteiligten vorliegenden Information wirken kann, führten die qualitativen und quantitativen Veränderungen der Information infolge der Verschriftlichung notwendigerweise zu einer Revolution der virtuellen Welt. Wollen wir begreifen, wie eine Welt ohne diese Veränderung aussah, müssen wir die vor Verschriftlichung bestandenen Verhältnisse zu rekonstruieren versuchen.

6 Des Menschen matriarchale Herkunft

Kultur und Gesellschaft der Menschen vor Verschriftlichung waren feminin bestimmt, die Zugehörigkeit zu Gruppen wurde über die Geburten durch die Mütter festgelegt, in deren Gebärfähigkeit eine Eigenschaft einer alles Leben hervorbringenden allgemeinen göttlichen Lebenskraft gesehen und als Ausdruck eines natürlichen Lebenskreislaufs verstanden wurde. Dies galt auch noch lange Zeit nach Entdeckung der biologischen Beteiligung der Männer, der ursprünglich eine Öffnung des Schoßes zugeschrieben wurde, um den wieder zu gebärenden Seelen die Einnistung zu ermöglichen. Die Kraft selbst war weiblich, was sich nach Einführung der Landwirtschaft im Sinne einer allgemeinen Fruchtbarkeit zu bestätigen schien.

7 Göttliche Sexualkraft

Die Sexualität bestimmte wie viele Lebewesen auch den Menschen und es ist zu vermuten, dass mit der Entdeckung der Beteiligung des Mannes am allgemeinen Lebenskreislauf auch ein Zusammenhang der Sexualität mit der durch den weiblichen Schoß vermittelten allgemeinen Lebenskraft gesehen wurde, so dass das sexuelle Erlebnis selbst als Teilnahme am Göttlichen zu verstehen war. Der Zusammenhang der Sexualität mit der Arterhaltung bestimmte indessen nicht die unmittelbare Wahrnehmung, diese Erkenntnis konnte der Mensch nur allgemein, also abstrakt gewinnen.

8 Paradigmenwechsel

Vor Beginn der Verschriftlichung lebten die Menschen in kaum anonymisierten überschaubaren Verhältnissen, wie sie sie die nur mündlich vermittelte Information bilden ließ, wobei Verhaltensanweisungen sich aus den Notwendigkeiten des natürlichen Kreislaufs ergaben. Die mit der Verschriftlichung einziehende Anonymisierung der das Verhalten bestimmenden Information führte zu völlig neuen Systemen, die auf der fortschreitenden Abstraktion beruhten. Die bekannten Korrekturmechanismen durch Irrtum und Wahrheit waren auf abstrakte Systeme nicht anwendbar, Korrekturen erfolgten hier nur durch Systemzusammenbrüche, deren erste Opfer zumeist die beteiligten Menschen waren.

9 Männliche Verallgemeinerung und die Versklavung des Weiblichen

Die infolge der Verschriftlichung beginnende Verselbständigung der Verallgemeinerung entsprach tendenziell mehr männlichem als weiblichem Verständnis. Während die Frauen mit dem natürlichen Lebenskreislauf sogar leiblich unmittelbar verbunden waren, waren die von Männern zu erledigenden Aufgaben stets allgemeiner Art. Die mit der Verschriftlichung sich bildenden wissenschaftliche Methode enthüllte ihnen ihre biologisch kausale Vaterschaft und die biologisch passive Natur der weiblichen Beteiligung, was zu der das Patriarchat kennzeichnenden Entrechtung, der vollkommenen Instrumentalisierung der Frauen und ihrer endgültigen Versklavung führte.

Männliche Verallgemeinerung und die Versklavung des Weiblichen

Phallosstatue auf Delos, Stoivadeion Griechenland
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Column with Phallus at the Stoivadeion - Island of Delos, Greece" by The original uploader was PhattyFatt at English Wikipedia - Transferred from en.wikipedia to Commons by Jacopo Werther.. Licensed under CC BY 2.5 via Wikimedia Commons

10 Entsexualisierung und Idealisierung

Die von männlichen Bedürfnissen bestimmte fortschreitende Abstrahierung der Begriffe führte recht schnell zum Idealismus, indem den Begriffen Realität beigelegt wurde, nachdem man von den Eigenschaften allen Lebens abstrahiert hatte, wodurch in Folge der Einzelne durch das Kollektiv vereinnahmt wurde. Die Abstrahierung selbst endete nach den idealistischen phallokratischen antiken Ausflügen in dem Begriff eines einzigen allmächtigen männlichen Gottes, dem alle Menschlichkeit abhandengekommen war, vor allem aber die den Menschen ihr Leben vermittelnde Kraft der Sexualität.

11 Asexualisierung im Kollektiv

Je stärker der Grad der Kollektivierung einer Gemeinschaft ist, umso feindlicher ist die ihr zugrunde liegende Information, etwa in Form von Moral, der individuellen Lust, vor allem aber der Sexualität gegenüber ausgerichtet. Je kollektivistischer, umso komplexer ist die entsprechende Information und umso höher sind die Anforderungen an ihre verlässliche Umsetzung. Die Wirkungsmechanismen der Willensbildung beim Einzelnen sind hiervon unverändert, so dass beim Glücksstreben den der Kollektivierung dienenden Zielen vor den individuellen Lustzielen Vorrang gegeben werden muss, was vor allem die Abwertung der Sexualität bedingt.

12 Zivilisationsbruch durch Verselbständigung der Verallgemeinerung

Die Verallgemeinerung erfolgt durch Weglassen von Eigenschaften, die nach vorgegebenen Kriterien bestimmt werden, um so die Vielfalt zu typisieren. Das Ergebnis dient der Information der an ihrer Umsetzung Beteiligten. Der Zivilisationsbruch entstand durch die Verselbständigung der Abstraktion in Form der ausschließlichen Ausrichtung ihrer Ziele nicht an den Auswirkungen auf die Beteiligten sondern an den systemimmanenten oder anderen systemischen Vorgaben. Diese Loslösung führte zum Idealismus und zur Beliebigkeit aller virtuellen Ziele, wobei die beteiligten Einzelnen oft selbst Opfer dieser Ziele wurden. Irrtum und Wahrheit wirken zudem nur im Einzelnen, systemisch äußert sich ein Irrtum nur durch einen Systemzusammenbruch, dies wieder zu Lasten der beteiligten Einzelnen.

13 Einzug der Beliebigkeit in die Verallgemeinerung

Durch ihre Begrifflichkeit waren die Ziele der Verallgemeinerung beliebig und waren somit zum Nachteil der Beteiligten auch beliebig einsetzbar, ein Einfallstor zu deren Missbrauch. Trotz ihrer Beliebigkeit konnten die Ziele indessen auch den beteiligten Einzelnen hinsichtlich derer Lebensbedürfnisse dienen, wie es allen idealistischen Weltanschauungen vorschwebte. Dies war und ist aber in den meisten Fällen eine Täuschung, da idealistische Systeme nicht geeignet sind, die Auswirkungen auf die betroffenen Einzelnen zu optimieren. Die Beliebigkeit lässt sich nur durch eine enge Koppelung an die Bedürfnisse des Einzelnen begrenzen.

14 Abstraktion kennt keine Wahrheit

Abstraktion entfernt sich in ihrer Methode von der jeweils allein im Einzelnen gegründeten Wahrheit, je abstrakter, umso weniger Teilhabe an ihr, erst in ihrer Bewährung bei Verwendung als Information zur virtuellen Gestaltung gelangt sie über die Auswirkungen des Bewirkten auf den Einzelnen zurück zu ihr. Ihr Inhalt selbst ist beliebig und willkürlich von denen, die sich ihrer bedienen, festgelegt. Durch die idealistische Anmaßung der Gültigkeit von Begriffen aber werden die Einzelnen verunsichert, sie können sich dieser usurpierten Herrschaft am ehesten bei ihren leiblichen Grundbedürfnissen wie der Nahrungsaufnahme entledigen, hinsichtlich ihrer sozialen Grundbedürfnisse gelingt ihnen dies aber nur, wenn sie sich an den Punkt vor der Herrschaft des Abstrakten, dem Beginn der Verschriftlichung, zurückbegeben.

15 Patriarchale Kulturrevolution: entleiblichte Liebe

Die großen nach der Verschriftlichung entstandenen Werke, auch die Bibel, sind Ergebnis einer ausgelösten Kulturrevolution zur Verherrlichung männlichen Wirkens und zur Vernichtung der Spuren der matriarchalen Vergangenheit, eine noch heute gültige Sicht der damals ausgelösten Entwicklung. Im Zentrum stand die Loslösung der männlichen mythischen und damit sexuellen Abhängigkeit von den Frauen, die über den Umweg einer Phallisierung schließlich zur Entleiblichung und damit Entsexualisierung des Menschen im Christentum und anderen Weltanschauungen führte. Leiblichkeit wurde zur Sünde, den Leib zu quälen zur Gottestugend. Die alle Leiblichkeit und alles Leben begründende und spiegelnde Große Mutter wurde von dem den Leib verneinenden Gottvater, zu dem man erst nach Überwindung des Jammertals des Lebens durch den Tod gelangen konnte, abgelöst. Die Liebe aller Leiblichkeit entkleidet verkam zur beliebig verwendbaren sozialen Klebemasse.

16 Abstraktion von den Bedürfnissen des Einzelnen

Der Zivilisationsbruch bestand darin, dem Abstrakten eine Wirklichkeit und damit dem Virtuellen ein echtes Sein beilegen zu wollen. Der Bruch lag aber nicht in der fortschreitenden Abstraktion und der damit einhergehenden Zunahme der Effizienz im Hinblick auf die gesetzten Ziele, sondern in der Loskoppelung von dem Wohle der betroffenen beteiligten Einzelnen. Die Abstraktion selbst blieb nur ein besonders taugliches Mittel zur Verallgemeinerung der Information, die auch zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Einzelnen einzusetzen war. Je abstrakter indessen die zugrundeliegende Information, umso instabiler die hierdurch entstehenden Systeme des virtuellen Seins, das anders als ein wirkliches Sein in jedem Augenblick bewirkt werden muss und sich dabei unvermeidbar vom Einzelnen und seinen Bedürfnissen entfernt.

17 Gefahren und Chancen der Verallgemeinerung

Das im Bewusstsein angelegte Abstraktionsvermögen zur Verallgemeinerung der Wahrnehmung wurde durch die Verschriftlichung ebenso wenig verändert wie die unmittelbare, also emotionale Kommunikation, auch setzte es den Menschen nicht in den Stand, selber reales Allgemeines -mit oder ohne Verschriftlichung- zu schaffen. Es änderte aber nicht nur die Möglichkeiten der mittelbaren, also informativen Kommunikation um Dimensionen, sondern entzog zugleich den Lebensbedürfnissen der die Information umsetzenden Einzelnen ihre unmittelbare Bedeutung. Das änderte indessen nichts daran, dass die Verschriftlichung Kultur und Gesellschaft bereicherten.

18 Die männlich bedingte Dominanz bei der Verschriftlichung

Dadurch dass die Männer der begrifflichen Verallgemeinerung näher als die Frauen standen, beherrschten sie die neuen Möglichkeiten, die ihnen die Verschriftlichung bot, und gaben so der sich hierauf gründenden neuen Kultur die Richtung hin zum Patriarchat. Hinzutrat, dass die Machtausübung infolge des Bewirkens eine eher männliche Eigenschaft war, die zwar innerhalb von sozialen Systemen ausgeglichen zu werden pflegt, das überkommene matriarchale System aber am Patriarchat gerade zerbrach. Die Entleiblichung und Abwertung der Sexualität befreite von der Abhängigkeit von den Frauen und Kultur und Gesellschaft wurden zum Garant männlicher Vorherrschaft, die bis heute noch nicht überwunden wurde. Selbst die moderne abendländische Aufklärung benötigte noch dreihundert Jahre, bis -sehr zögerlich- begonnen wurde, deren Ansprüche auch auf Frauen zu erstrecken.

19 Prüfstand

Dem Zivilisationsbruch folgt nun in der Gegenwart vor allem in westlichen Gesellschaften ein Kulturbruch, weil die ursprünglich dort vorhandenen Formen nicht mehr den durch die Auflösung des Patriarchats entstandenen Anforderungen genügen können. Alle Kultur, auch die Religionen gehören auf den Prüfstand, indem deren Entwicklung seit Verschriftlichung und Patriarchalisierung nachvollzogen wird. Der Maßstab kann dabei nur der Einzelne sein, wie er von seinem Bewusstsein konstituiert wird und in Gefahr gerät, im Rahmen der modernen Informationstechnologie im Kollektiv seine letzten Nischen zu verlieren. Ihn vermag weder der angebliche Individualismus des Christentums zu retten, der sich in der persönlichen Schuld erschöpft, noch die Vergegenständlichung der Bedürfnisse des Einzelnen, die ihm der Sozialismus nur gegen Überantwortung seiner Seele an ein Kollektiv verspricht.

20 Wiederherstellung der Leiblichkeit des Menschen

Der Mensch muss wieder in seine gegenständlichen Rechte als Einzelner gesetzt werden, damit seine Leiblichkeit nicht auch noch hinweg digitalisiert wird. Dazu muss man sich hinter den Zivilisationsbruch zurückversetzen, als sich infolge der Verschriftlichung die Verallgemeinerung verselbständigte und den Einzelnen mit seinen Bedürfnissen zur bloßen Akzidenz degradierte. Seine virtuelle Entleiblichung und Entsexualisierung waren der Wendpunkt zur neuen patriarchalen Kultur und sie bestimmen noch heute deren Gehalt so stark, dass selbst Feministinnen sich deren Ansprüchen weiterhin beugen. Der Mensch erfährt indessen alles nur über und durch seinen Leib, auch eine etwaige Göttlichkeit der allgemeinen Lebenskraft, und ist nur deren Anforderungen, auch an Treue und Verlässlichkeit, unterworfen, ungeachtet seiner Freiheit, einem solchen Göttlichen auch mit seinem Leib zu dienen, um an dessen Kraft teilzuhaben.


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