Egon Schiele, Freundschaft, 1913, Wiki Commons |
Samstag, 22. Dezember 2012
Mysterium der Liebe
Bereit
ihr seid, Götter zu ehren,
ihr seid
zu zweit, Liebe zu mehren,
zu zweit
verleiht, Kräfte zu kehren,
verleiht
das Kleid, Schönheit zu lehren,
ein Kleid
dem Leib Lust zu bewehren!
den Leib
befreit, Pflichten verzehren,
befreit
gedeiht, Freiheit erklären,
gedeiht
kein Leid, Glück zu beschweren.
Martyrium
der Liebe in der Einsamkeit,
mit Leib
und Leben aufzunehmen ist bereit,
verdorrt,
gerissen sich vergeblich willig weitet,
wer sich
nur nähert, zur Lust hinein
geleitet,
wenn er
denn käme oder wenn sie ihn
verleitet,
doch
brach der Acker liegt, kein Samen Früchte treibt,
ein Sturm
weht salzig Dünen wandernd, nichts was
bleibt,
durch
deren Leben weit, des Glückes Rausch entleibt.
Zur Qual
sich Liebe wandelt, wenn sie ist allein,
auf keinen
trifft, im leeren Raum ein Nichts zu sein,
nur in
Begriffen, Worten, gründet auf dem Schein,
der
Philosophen Konstruktionen niemals klein
erweisen
sich im Geiste, doch des Lebens Hain
durchwirkt
Natur und Werden, Fluren, Ast und Stein,
die Liebe
sich daher nur dort erfüllt ganz rein
in der
Geliebten leiblichem Beisammensein.
Die Göttin aber öffnet ihren heil'gen Schrein,
damit der
Mensch der Einsamkeit sich kann erwehren,
wenn ihm
entsteigen Lust und Liebe im Verein,
den
anderen mit Leib und Seele zu begehren,
wo Leiber
sich berühren binnen Ort und Zeit,
sich
nicht im Himmel und Gedanken nur verzehren,
dort ist
der Göttin aller Segen nicht mehr
weit,
um sie in
ihrem endlos ew'gen Leib zu ehren.
© Karsten Cascais
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