Freitag, 19. März 2010
Im Angesicht der Göttin
Gustav Klimt, Nudas Veritas, 1899
Mit kühlem Blick die Göttin heiß erglühend
sich bebend bahnt den Weg zu deiner Brust,
der Liebe Kraft im Rausch ganz rasch erblühend
schwillt an, in deinem Herzen größte Lust,
mit Leib und Seele dich hineinzustürzen
in Tiefen, dir die Göttin lüstern schuf,
die prallen Lenden beißend scharf zu würzen
mit ihrem honigsüßen lockend Ruf.
In ihrem Dienst bist du von ihr bereitet,
auf dass die Liebsten fest von dir umschlungen,
dein brennend Leib zu einem Meer geweitet,
in das in heißen Wellen kühn gedrungen
das Beste, das die Göttin einst gegeben,
als Männliches zum Weiblichen sie fügte,
zu einem Einzigen nur hinzustreben,
dass göttlicher Begierde es genügte.
Und aller Universen Sonnen sieden,
verdampfen tiefgefroren Urgestein,
vereinen selbst, was ewiglich geschieden,
nichts übrig bleibt, das wäre nicht gemein,
und Licht dringt gleißend durch die Seelen aller
die Körper sengend, wohlig sie verschmelzen,
die Glieder straff verflochten berstend praller
ergießen schäumend sich, in Lust zu wälzen.
Ein Feuer blendend zieht am Himmel auf,
nur Schemen können eure Augen sehen,
doch Blitze, Strahlen schießen überall zuhauf,
der Göttin Atem spüren alle wehen,
wenn aus den Flammen quillt ihr Leib hervor,
in aller Pracht und Schönheit göttlich prangend,
mit eurem Körper zieht sie euch empor
zur Göttin Lust und Liebe ihr gelangend.
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