John Collier, Pharaohs Handmaidens, 1883 |
Ein jeder, der sich hier vereint,
im Tempel ihr zu dienen,
allein den Leib der Göttin meint,
in seiner Lust erschienen.
Der andren Schönheit er begehrt,
im Spiegel nur zu ahnen,
die Göttin ihm an Lust gewährt
auf ihren himmlisch Bahnen.
Da war kein Sehnen und kein Leuchten,
das nicht von ihrer Gier,
durchs Feuer eure Seelen scheuchten
zu ihrer strahlend Zier.
Der Göttin Leib bricht lodernd auf,
die Lust kann sie nicht halten,
die Liebe spannt der Welten Lauf,
um ihres Amts zu walten.
Wie süchtig nach der Göttin Leib,
die Menschen sich verschmelzen,
die Frau zum Mann, der Mann im Weib
gemeinsam sie sich wälzen.
Das, was sie trennt, wird hier vereint
zu einem großen Ganzen,
die Schönheit aller Welt erscheint,
bereit sich fortzupflanzen.
Der Göttin Quell, die Lebenskraft,
erglüht in allen Seelen,
die Welten blühend, treibt der Saft,
das Glück nicht zu verhehlen.
Im Glanz der Schönsten aller Wesen,
die unsre Welt betören,
an Liebreiz und Gestalt erlesen,
der Göttin wir gehören.
Oh meine Göttin, preisen wir,
in deiner Lust wir sieden,
wir opfern unsre Seele dir,
dass nichts von dir geschieden.
Ein Licht, kein Raum und ohne Zeit,
uns ohne Grund erleuchte,
kein Diamant strahlt je soweit,
dass solchen Glanz er bräuchte.
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