Sonntag, 4. April 2010
Versuchungen
Gustav Klimt, Judith, 1901
Der Göttin Schönheit spiegelt sich in jedem Leib,
der in den Straßen lustvoll seine Formen schwingt
und auf den Plätzen allen sagt, ich bin bereit,
mit jedem er die Melodie der Göttin singt.
Im Tanze aneinander sich die Körper schmiegen,
wenn der Musik Gesang sie zueinander trägt,
im Schein vereint verschlungen miteinander wiegen
die Leiber sich, als wären sie von Lust geprägt.
Erheischend sich die Blicke gegenseitig suchen,
die Augen stechend einer in den anderen dringt,
um dessen Lust begierig selbst sich zu verbuchen,
soviel Begehren Fremder uns dabei umringt.
Ein Duft bezaubert unser Fühlen und Verlangen,
ein Schatten streicht erregend über unsere Haut,
sofort hinweg zusammen wären wir gegangen,
wenn hätten wir uns unsre Lust nur zugetraut.
Allein der Stimme Klang bereitet uns Erzittern,
und was gesprochen, taucht in göttlich Farben ein,
des Körpers Lust erhebt sich über unsren Gittern,
doch sie zu brechen, das Gewissen sagt uns nein.
Obgleich wir anderen uns längst versprochen haben,
so hitzig die Versuchung nach uns lüstern greift,
denn alles sind der Göttin herrlich Liebesgaben,
mit denen sie des Menschen Seele wonnig reift.
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