Franz von Stuck, Salome, 1906, Ausschnitt |
Der Seele Mitte Gottes ist,
wo Lust und Liebe sich verteilen,
das Glück mit Strahlen streng vermisst,
wo Gottes Flügel sanft verweilen.
In jedem Herzen glänzt das Licht
der Göttin, ihre Kraft verkündet,
zu weiten aus des Menschen Sicht,
ein jeder ihre Mitte findet.
Nichts Schönes gibt es in der Welt,
nichts Gutes und nichts Wahres,
dass nicht von Gottes Stamme fällt,
nichts Helles und nichts Klares.
Kein Mensch kann ohne sie
in seinem Leben je bestehen,
wenn sie nicht weist ihm, wie
hindurch er hat mit ihr zu gehen.
Die reine Gnade ihm verschafft
allein in göttlichem Gewande,
dass er erlange alle Kraft,
zu winden ein des Glückes Bande.
Es offenbare sich das Glück,
wie es im andren ihn erwarte,
sobald verknüpft er sein Geschick
mit dem, der seines Glückes harrte.
Die Gunst der Göttin den beseelt,
der ihre Lust und Liebe preiset,
in größter Wonne der vergeht,
der ihr Verlangen himmlisch speiset.
Die Pracht, der Taumel, alle Freuden,
die Herrlichkeit und das Entzücken,
sie stets der Götter Huld bezeugen,
mit der den Menschen sie berücken.
Der Seelen Jubel, Leiber Tanz,
des Lieds Gesang in höchsten Tönen,
der Mensch sich gibt der Göttin ganz,
wenn Geist und Körper sich aussöhnen.
Der Göttin Leib vor ihm erstrahlt,
als Kraft und Liebe übersinnlich,
die höchste Lust sie ihm ausmalt
in schäumender Begierde dringlich.
Das Auge des Orkans umtobt
ins Zentrum ihn hinein zu ziehen,
der wilden Kräfte Zucht gelobt,
der tosenden Gewalt zu fliehen.
Wenn Räusche sich bedächtig wandeln,
die Ordnung fiebrig sich zerstäubt
und es verläuft der Menschen Handeln,
wenn alles Leiden wird betäubt.
Dann herrsche überall die Liebe,
mit der die Göttin uns erschuf,
wir finden in der Welt Getriebe
uns nur der Göttin zu Behuf.
Wenn wir gemeinsam uns vereinen,
erkennen wir des Lebens Sinn,
die Götter werden uns erscheinen,
zu bringen uns des Glücks Gewinn.
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