Freitag, 8. Mai 2009
Eros der Vernunft Besieger
Eros war einer der ältesten Götter der Antike, er reichte weit über die Zeiten der Patriarchalisierung und der neuen Ordnung im Olymp mit Göttervater Zeus an der Spitze zurück. Er gründete tief noch im alten Glauben an das Weibliche der Natur, von woher er selbst noch zu den Zeiten der begrifflichen Rationalisierung der schriftlich überlieferten Antike seine die Vernunft wohltuend bändigende Kraft bezog. So wie die patriarchalen antiken Rationalisten die Göttin Aphrodite bis zur vollständigen Nacktheit entkleideten und sie ihren lüsternen männlichen Blicken aussetzten und gleichzeitig von allen Mauern ihrer Siedlungen den Phallus prangen ließen, verniedlichten sie Eros zu einem putzigen schelmischen Göttlein, wie er als Cupido schließlich bei den Römern Aufnahme fand. Eros aber war einer der alten großen Götter, von den Göttinnen heiß geliebt, dem niemand sich entziehen konnte, zumeist auch nicht mochte. Eros irritierte die Weisen in ihren Gärten der Philosophen, kannten sie doch seine Macht, mit einem einzigen Pfeilschuss das größte ihrer im Geiste konstruierten Gebäude sogleich zum Einsturz zu bringen. Eros bedurfte nicht der ratio Gründe, er war selbst einer ihrer Gründe, denn in ihn gründete die Schönheit. Eros wies auf den unwiderlegbaren Zweck des Lebens, in des Menschen Leib ein jedes Glück zu erfahren. Da bedurfte es weder Zeit, noch Ort, noch der Erklärung. Wo Eros ist, da ist das Leben und da kennt man keine Fragen. In der Schönheit des Lebens liegt aller Grund und Zweck. Denn Eros ist seiner Natur nach der Unsterblichkeit verwandt. Wie anders könnte das Leben in der Welt existieren. Des Lebens Schönheit Kraft ist die, die Eros schafft. Eros gedeiht nur im Überfluss und stirbt ab im Mangel. Mit Eros liebt man Viele, von deren Schönheit stets gefesselt. Eros Gottesreich saß tief im Leib des Menschen, schon lange bevor die Geistigkeit erschaffen war. Dort hatte er sich eingepflanzt, denn er ist der Wahrheit gleich, die allein vom Einzelnen auf das Allgemeine leitet und doch den Einzelnen nie verlässt. So verliert auch Eros seine Kraft, wenn er hinaus in das Abstrakte der Gesellschaft geschickt wird, seiner Wurzeln verlustig nur ein Schemen seines Seins und Wesens, allein mit der Bedeutung, die andere ihm zuweisen. Denn Eros ist die Liebe und Liebe gedeiht durch Schönheit und der Liebe ist alles Glück der Erde, das sich nur in jedem einzelnen Menschen ganz allein findet, und der Mensch sich glücklich preisen darf, wenigstens seinen Abglanz zu erschauen. Darum bändigt Eros selbst den weisesten aller menschlichen Ratschlüsse, wenn er seine Kraft entfaltet. Schmerzen verbindet er mit Wonne, denn allein die Schönheit lässt den Schmerz dauerhaft ertragen. So verehrt das Göttliche, das Eros in der Schönheit der Liebe spiegelt! So werdet ihr die Kraft der Göttinnen wieder finden, vor der alles andere verblasst.
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