Luis Ricardo Falero (1851-1896), The Balance of the Zodiac |
Samstag, 29. Januar 2011
Lehrgedicht: Der Göttin Blindgebet
Die Liebe ist der Gotteslohn,
der dem Menschen ward gegeben,
die Lust führt ihn zu Gottes Thron,
alles Glück dort zu erleben,
der Göttin sind wir blind ergeben,
sie zu preisen hin wir treten,
allein zu ihrem Leib zu streben,
mit dem unseren zu beten.
Entblößt sind unsere Körper nur,
unsre Herzen voll von Liebe
betreten wir der Göttin Flur,
alle Wonne bei uns bliebe,
die Augen uns verbunden sind,
der andren Leiber wir ertasten,
und wir befreien sie geschwind
von den mitgeführten Lasten.
Die Göttin jeder in sich birgt,
kehrt hervor jetzt eure Seelen,
kein Menschen Blick, der störend wirkt,
Göttliches noch zu verhehlen,
dem dunklen Auge strahlend hell
Himmlisches uns schlägt entgegen,
der Sonne wir vergleichbar grell
gegenseitig uns erlegen.
Ein Blitzen und ein Jauchzen laut
dringt durch alle Tempel Hallen,
in höchster Lust die Göttin schaut,
unsrer Liebe zu gefallen,
die Leidenschaft treibt sie voran,
funkelnd klar ihr Blick enthüllet,
gefangen in des Menschen Bann,
dass ihr Sehnen sich erfüllet.
Dass ist der Liebe hoher Preis,
selbst von Göttern ist zu zahlen,
nur wer auch hassen kann, der weiß,
wie er Liebe kann bewahren,
die Freiheit hierzu ihm verschafft
Liebe überall in Fülle,
doch zwischen aller Liebe klafft
andrer Liebeswerben Hülle.
Drum betet mit verschloss'nen Augen
eurer Götter Leiber an,
aus ihrer Lust ihr werdet saugen
alle Kraft der Göttin dann,
in Dunklen auseinander geht,
eh entfernt der Augen Binden,
sodass ein jeder vor dir steht,
deine Liebe könnte finden.
So wird das leibliche Gebet
zu dem Götterlob von allen,
denn deren Liebe nie vergeht,
um einander zu gefallen,
wem immer zugewandt sie war,
sei's mit Körpern, sei's mit Seelen,
gehört er zu der Göttin Schar,
ihrer Lust sich zu befehlen.
Der Göttin dien ich heute ganz allein,
mit allen bin ich, um mit ihr zu sein.
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