Orte der Liebe

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Heiligtümer dieser Welt

Heiligtum

Wege zum Sein

Im Heiligtum preisen wir alle Leiblichkeit, weil alles Leben ein körperliches Werden ist, in dem allein die Belebung der Welt besteht und die Teil an einem göttlichen Sein hat. Das Lebende selbst, also auch der Mensch, indes wird in jedem Augenblick seiner Existenz nur durch das Zusammenspiel der daran beteiligten einzelnen Glieder bewirkt. Hierzu formt sich die Energie des göttlichen Seins, das wir in personalisierter Form Göttin nennen, zur allgemeinen Lebenskraft. Das Göttliche aber spiegelt sich in der Schönheit allen Werdens, den Körpern, der Lust und Liebe und dem Glück. Zu ihm und dessen Sein findet der Mensch daher ausschließlich über seine Leiblichkeit zurück, durch ein leibliches Gebet, mit dem er in der Vereinigung mit anderen dem Göttlichen dient, indessen nicht im Geiste, noch weniger im Tod, wie in den Grundaussagen des Heiligtums der sieben Göttinnen niedergelegt.



Hinweis


Eine alphabetische Zusammenfassung der Grundaussagen des Heiligtums finden sich im

Lexikon zum Heiligtum der Sieben Göttinnen

sowie dem

Glossar zum Lexikon

Häufig gestellte Fragen / Frequent Asked Questions beantwortet im Unterblog Heiligtum der Sieben Göttinnen FQA die Virtuelle Priesterin Lea

Übersicht häufig gestellter Fragen / FAQ


Mittwoch, 22. April 2009

Reanimierung heiliger Weiblichkeit

So liegt das Heilige - im Leben, in seiner Erzeugung und in der Geburt - doch so nahe, dass man meinen sollte, nicht vieler Worte zu bedürfen, um über einen jeden Einzelnen hinauszuweisen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. In der kurzen geistig noch nachvollziehbaren Entwicklung der Menschheit, wir sprechen über weniger als 10.000 Jahre, stand die Einsicht in das Heilige des Lebens am Anfang und die meiste Zeit auch im Mittelpunkt. Und da den Männern noch nicht bewusst war, wie auch sie am Akt der Entstehung neuen Lebens beteiligt waren, verehrten sie die Eigenschaft des Gebärens als das Heilige an ihren Frauen. Vaterschaft kannte man noch nicht, zumindest nicht im Sinne eines biologischen Urhebers und Beteiligten, und Sexualität diente allein der Befriedigung der Lust am weiblichen Schoß. Die Menschen lebten in Bildern und noch fern der Begrifflichkeit ihrer Sprache, die sich mangels Schrift kaum entfalten konnte, sieht man von rhetorischen Ansätzen einmal ab. Leben galt als etwas sehr Weibliches und die einflussreichsten Götter waren nicht weniger weiblich, die alles um- und erfassende Große Mutter, der Magna Mater, und auch die Vorstellung eines Muttergottes, einer Frau, die einen männlichen Gott gebiert. Der Sündenfall, eine Vorstellung, die schon lange vor der Niederschrift der Bibel bekannt war, war nicht das Weib, das verbotener Weise vom Baum der Erkenntnis aß und dabei auch ihre eigene Lust erkannte. Der Sündenfall war in Wirklichkeit die Entdeckung des Mannes, dass er mit seinem Beischlaf das Weib zu schwängern vermochte. Dies hatten die Männer nach ihrer Natur schon seit je getan, in früherster Zeit schlicht durch animalische Akte, mit dem ersten Entstehen sozialer Strukturen, der Sesshaftigkeit und der Verbreitung erster landwirtschaftlicher Nutzung immer mehr in kulturelle und auch kultische Zusammenhänge gestellt und domestiziert. Mit der Erkenntnis des männlichen Beitrages zum sich ewig bildenden Leben aber begann der lange Weg der Instrumentalisierung allen Weiblichens. Die weibliche Wundertätigkeit als Quell des Lebens hatten die Männer nun enttarnt, ihr Samen war es, der den Zeugungsakt einleitete und dass konnte auch gegen den Willen der Frau geschehen. Dazu bedurfte es nur ihres Körpers, nicht aber auch ihrer Person. Der Abstieg war gewaltig. Gleichzeitig war auch die Schrift entdeckt worden und die Sprache begann sich immer ausschließlicher in ihr zu verfassen. Die Bilder aber verloren ihre alleinige Kraft. Die nunmehr schriftlich objektivierbare Sprache schuf immer höhere Abstraktionen, in denen immer mehr Menschen ihre Anweisungen erhielten, wie sie sich zu verhalten hatten und so immer gewaltigere neue soziale Strukturen bewirkten. Mit diesen Abstraktionen gestaltete man die Lebensverhältnisse um. Die Männer begannen ihre Herrschaft mittels der Begriffe und der Begrifflichkeit. Frauen und ihre Kraft zum Gebären wurden zur bloßen Funktion abstrakter Zusammenhänge. Man begann die Frauen wegzusperren, ihre Rechte zu beschneiden, allein um ihrer ihnen begrifflich zugedachten Funktionalität zu genügen, zugleich die anders nicht zu kontrollierende biologische Vaterschaft zu sichern. Das vollzog sich alles sehr langsam, Göttinnen gab es bis in die ersten nachchristlichen Jahrhunderte noch, und Iris war dabei so stark, dass man ihre Eigenschaften schließlich auf die Gottesmutter Maria übertrug, wenn auch in entmenschlichter nur begrifflicher Form. Aber das Ziel stand seit langem fest, so um 1500 vor Christus begann der Siegeszug der Begriffe und die Welt der Götter und der Göttinnen begann man zu verdrängen, auf dem Weg zum einzigen Gott, der allein zu der neuen höchsten Begrifflichkeit passte, einen mit dem Ziel identischen Urgrund zu postulieren. Am Anfang war das Wort, schrieben die Männer in ihre so von ihnen genannten heiligen Bücher und die Bilder verschwanden und wurden immer wieder vom Neuen verboten und die Freude am Leben galt allein dem männlichen Begehren, anfangs auch nach Sex. Jedoch die asexuellen christlichen Lehren, die sich schließlich im dritten und vierten Jahrhundert nach Christus vollends durchsetzten, reichen weit zurück in die Antike. Die Beteiligung der Männer an der Erzeugung des Lebens wurde reduziert auf den Akt der Ejakulation. Alles andere, der biologische Rhythmus der Menstruation, der die Frauen zur Befruchtung bereitete, die neunmonatige Schwangerschaft und selbst die Geburt, wurden zunehmend aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein verdrängt und in den Kulturen und den Religionen verschwand ihre Bedeutung als sinnliche Realität immer mehr, ersetzt von männlichen Herrschaftsvorstellungen bezüglich dieser so gezogenen Früchte. Das ist alles bis in unsere Zeit noch überkommen. In die modernen staatlichen Verfassungen musste man noch hineinschreiben, dass die Frauen nicht weniger Rechte als die Männer haben sollten und viele Gerichte mussten diese Grundsätze gegen harten Widerstand von männlicher Seite, die auf ihre religiös fundierten Vorrechte beharrten, erst durchsetzen. In ganzen geographischen und kulturellen Landstrichen harren sie noch heute ihrer Durchsetzung. Dahinter aber stand stets die Vorstellung von einem Wesen der Frau allein definiert durch die Bedeutung ihrer Gebärfunktion für den Mann und ihre Eigenschaft, ihm auch noch seine Lust zu befriedigen. Da war kein Platz für die eigene weibliche Persönlichkeit, einer eigenen Rechtsfähigkeit, wie man sie seit der neuzeitlichen Aufklärung für die Männer wiederentdeckt hatte. Noch heute kämpfen viele, den Frauen dieselbe Bildung wie den Männern zu verschaffen. Dies alles hat den Blick der Menschen entfremdet, vom Leben, das wir schaffen, hinwegzusehen und uns weit mehr über unser Leben nach dem Tod zu definieren als über das Leben, deren Teil wir sind, und das wir in wundervoller Weise weiterzugeben in der Lage sind. Das selbständig Weibliche blieb dabei auf der Strecke und muss heute erst wieder ihre Seele zurückerhalten. Dem dienen alle nun in unserem Orden.

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